Interview: So prägt das Studio Transit Roms Stadtbild

Tauchen Sie ein in die kreativen Prozesse für nachhaltige Architektur 

Studio Transit ist ein multidisziplinäres Architekturunternehmen mit Sitz in Rom. Das Studio konzentriert sich auf groß angelegte nachhaltige Wohn- und Gewerbeprojekte und nutzt Lumion für die meisten seiner Projekte. Die Architekten Miriam Conti und Lorenzo Langella thematisieren hier ihre unverwechselbare Architekturphilosophie und ihr nachhaltiges Design. Außerdem wird die Rolle, die Lumion dabei spielt, die Vision von Studio Transit zum Leben zu erwecken, beleuchtet. 

 

Könnten Sie für uns die bisherige Geschichte von Studio Transit zusammenfassen?

Miriam: Wir haben erst vor ein paar Jahren unser 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Das Studio wurde 1972 von vier Personen gegründet, wobei Gianni Ascarelli noch immer als einer unserer Partner im unternehmen tätig ist. Alles begann in Rom, wo wir das Stadtbild maßgeblich beeinflusst haben - insbesondere im südöstlichen Geschäftsviertel. Unsere frühe Beteiligung an der Gestaltung der U-Bahn-Stationen Roms in den 70er Jahren hinterließ einen nachhaltigen Einfluss auf die Infrastruktur der Stadt. 

Heute verfügen wir über ein vielfältiges Portfolio: von Wohn- und Bürogebäuden über unser laufendes Hotelprojekt im Stadtzentrum bis hin zu einigen Projekten im Gesundheitsbereich, an denen wir beteiligt sind. Dank dessen konzentrieren wir uns stark auf Großprojekte. Auch die Teilnahme an Wettbewerben war für uns von entscheidender Bedeutung, da wir in Bildungs- und Kulturprojekte im ganzen Land investieren. 

Lassen Sie uns an Ihrem Designprozess teilhaben. 

Lorenzo: Unser Workflow ist strukturiert und interdisziplinär und führt uns durch die verschiedenen Phasen jedes Projekts. Wir beginnen mit einer gründlichen Analyse des Projektkontexts unter Berücksichtigung historischer und energetischer Faktoren. Von dort aus gehen wir in die kreative Phase über, in der wir Ideen auf Papier oder digital skizzieren. Wir erstellen zahlreiche Bilder, um verschiedene Konzepte zu erkunden und dabei Misserfolge und Rückschläge als Teil des kreativen Prozesses zu berücksichtigen. Bei der Verfeinerung unserer Konzepte ist die Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Oft generieren wir mehrere Ideen, bevor wir die vielversprechendsten für die Entwicklung auswählen. Eine effektive Kommunikation von Ideen ist während dieses Prozesses sehr wichtig. 

Dieser strukturierte Ansatz ermöglicht es uns, mehrere Projekte auch mit einem kleinen Team effizient abzuwickeln und letztendlich in kürzerer Zeit qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. 

Miriam: Unser Prozess ist in der Tat sehr kollaborativ. Ich bin jetzt seit drei Jahren Teil von Studio Transit und vom ersten Tag an wurde meine Stimme genauso geschätzt wie die jedes anderen Teammitglieds. Hier gibt es keine strenge Hierarchie. Während Führung wichtig ist, tragen wir alle gleichermaßen zum Ideenaustausch bei. Wir erforschen verschiedene Konzepte unabhängig voneinander, bevor wir zusammenkommen, um unsere Ideen auszutauschen und zu verfeinern - manchmal sprechen wir in dieser Phase nicht einmal miteinander, damit jeder in der Lage ist, sich etwas Einzigartiges auszudenken. Dieser Ansatz hält uns fit und fördert ein dynamisches Umfeld, in dem jeder, unabhängig von seiner Erfahrung, seine einzigartige Perspektive einbringt. Es kann schwierig sein, die Optionen einzugrenzen, aber es gewährleistet eine gründliche Ausschöpfung der Möglichkeiten. Wir widmen der Entwurfsphase viel Zeit und überlassen die grafische Ausarbeitung der Endphase. Lumion hilft jedoch dabei, die letzten Phasen zu rationalisieren, indem es unsere endgültigen Designs effektiv visualisiert. 

Sie haben einen so einzigartigen, komplizierten Workflow. Wie passt Lumion da hinein?

Miriam: Lumion war ein wesentlicher Bestandteil unseres Designprozesses, insbesondere bei der Untersuchung von Beleuchtung und räumlicher Positionierung. Da Licht eine entscheidende Rolle bei der Definition von Volumen und der Schaffung von Atmosphäre spielt, verwenden wir Lumion, um bereits in den frühesten Phasen unserer Projekte zu visualisieren, wie Licht mit verschiedenen architektonischen Elementen und Oberflächen interagiert. 

Durch die Integration von Licht in unsere 3D-Modelle gewinnen wir ein umfassendes Verständnis davon, wie Räume im wirklichen Leben aussehen und sich anfühlen. Während wir verschiedene Designoptionen erkunden, liefert uns Lumion sofort eine realistische Darstellung, sodass wir frühzeitig fundierte Entscheidungen treffen können. Auch die Fähigkeit von Lumion, natürliche Lichteffekte genau zu simulieren, ist für uns wichtig, da sie uns dabei hilft, Innenräume zu schaffen, die sowohl optisch ansprechend als auch funktional sind. 

Lorenzo: Neben gebauten Elementen legen wir auch Wert auf die Darstellung natürlicher Landschaftselemente wie Wasser. Lumion zeichnet sich durch die Darstellung der Natur aus - und integriert sie nahtlos in unsere Designs. Durch die Einbeziehung sowohl gebauter als auch natürlicher Elemente können wir ganzheitliche Umgebungen schaffen, die Innen- und Außenräume nahtlos miteinander verbinden. Die Effizienz von Lumion bei der Darstellung dieser Elemente stellt sicher, dass wir unseren Kunden unsere Designvision effektiv vermitteln können. 


Was ist für Sie beim Rendering entscheidend?

Lorenzo: Effizienz und Geschwindigkeit sind für uns entscheidend, aber die richtige Balance zwischen Renderqualität und Produktionszeit zu finden, kann eine Herausforderung sein. Im Laufe der Jahre haben wir uns dieser Nachfrage angepasst, indem wir unsere Prozesse kontinuierlich weiterentwickelt haben. Oft müssen wir Beleuchtung, Kamerawinkel und Kontextelemente mehrmals anpassen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. In diesem Fall hat sich Lumion als unschätzbar wertvoll erwiesen - es ermöglicht uns schnelle Änderungen und Rendering-Updates, sodass wir enge Fristen einhalten können, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. 

Auf welche Herausforderungen stoßen Sie während der Entwurfsphase?

Miriam: Eine unserer größten Herausforderungen besteht darin, externe Expertise in unsere Projekte zu integrieren. Die Zusammenarbeit mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, beispielsweise dem Maschinenbau, ist insbesondere in der Anfangsphase eines Projekts komplex. Als unser Projektleiter investiert Lorenzo viel Zeit in die Organisation von Anrufen und Beratungen mit Bauingenieuren, Anlageningenieuren und Nachhaltigkeitsexperten. Manchmal sind wir von einer Idee wirklich begeistert, und dann kommen Nachhaltigkeitsexperten und sagen: "Nein, das wird nicht funktionieren." Dieser iterative Prozess des Hin- und Herwechselns und Überdenkens von Ideen bis zum Ende kann anspruchsvoll und zeitaufwändig sein. Darüber hinaus erhöhen die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und vertraglicher Verpflichtungen die Komplexität zusätzlich. Aber unser Team ist belastbar und unsere Zusammenarbeit hilft uns, alle Herausforderungen zu meistern und großartige Ergebnisse zu liefern. 

An wie vielen Projekten arbeiten Sie gleichzeitig?

Lorenzo: Derzeit jonglieren wir mit rund zehn Projekten unterschiedlichen Umfangs und unterschiedlicher Art. Dazu gehören Wohnprojekte, ein Gastgewerbe und die Infrastruktur eines Flughafenterminals. Unsere Arbeit erstreckt sich über alle Projektphasen, einige dauern ein Jahr oder länger, andere sind innerhalb von ein bis zwei Monaten abgeschlossen. Darüber hinaus nehmen wir regelmäßig an Wettbewerben teil, in der Regel 5-6 pro Jahr, die von nationalen Museumsentwürfen bis hin zu Uferpromenaden reichen. Die Dauer dieser Wettbewerbe variiert, wobei einige nur eine kurze Konzeptentwurfsphase erfordern, während andere eine umfangreichere Entwicklung erfordern. Unsere Arbeitsbelastung ist dynamisch, da sich Projekte überschneiden und unterschiedlich schnell voranschreiten, sodass wir über ein vielfältiges und anregendes Arbeitsumfeld verfügen. 

Erzählen Sie uns mehr über die Wettbewerbe, an denen Sie teilnehmen.

Lorenzo: Historisch gesehen war unsere Praxis nicht auf Wettbewerbe angewiesen. Stattdessen verfügten wir aufgrund unserer langjährigen Präsenz in der Stadt seit über 50 Jahren über ein starkes Netzwerk privater Kunden in Rom. Seit 2016 nutzen wir jedoch Wettbewerbe als neuen Wert für Projekte. Der Gewinn des Wettbewerbs für das neue Bürogebäude der Handelskammer in Mailand markierte einen Wendepunkt. Seitdem haben wir uns in verschiedene Bereiche wie Bildung vorgewagt und an Wettbewerben für Schulen und Museen teilgenommen. Dieser Wandel hat uns aus unserer Komfortzone gedrängt und uns dazu veranlasst, neue Gebiete zu erkunden und mit verschiedenen Fachleuten wie Nachhaltigkeitsberatern, Landschaftsarchitekten und Beleuchtungsspezialisten zusammenzuarbeiten. Unser umfangreiches Netzwerk und unsere Ressourcen ermöglichen es uns, effektiv im Wettbewerb zu bestehen. 

Miriam: Der Grad der Beteiligung variiert zwischen den Teammitgliedern, wobei bestimmte Personen prominentere Rollen übernehmen. Typischerweise gibt es einen Projektleiter, der häufig in Wettbewerben versiert ist, zusammen mit der Beteiligung anderer Mitarbeiter. Unsere jüngeren Mitglieder investieren stark in Wettbewerbe und nutzen ihre Fähigkeiten und ihren Enthusiasmus. Ihr Engagement erstreckt sich über verschiedene Aspekte wie Grafikdesign und Forschung. Da unser Team gewachsen ist, konnten wir Ressourcen speziell für die Forschung bereitstellen, die wir jetzt als unser Transit Lab bezeichnen. Das Forschungsteam spielt in der ersten Analysephase eine entscheidende Rolle, indem es den Bereich und Kontext gründlich untersucht. 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihren Entwürfen?

Miriam: Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass unsere Designs nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch umweltverträglich sind - dem haben wir uns schon immer verpflichtet. Wir legen von Anfang an Wert auf nachhaltige Designprinzipien. Wir sind uns bewusst, dass bestimmte architektonische Elemente wie Volumen und Ausrichtung einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsergebnisse haben können. Deshalb integrieren wir diese Überlegungen in die anfängliche Entwurfsphase, um sicherzustellen, dass es später keine Überraschungen gibt. 

Im weiteren Verlauf arbeiten wir mit Experten zusammen und führen detaillierte Analysen durch, um spezifische Aspekte wie den CO2-Fußabdruck, den Wasserverbrauch und die Wahl der Vegetation genauer zu untersuchen. Während wir bei der Gestaltung der Gesamtausrichtung des Designs die Führung übernehmen, verlassen wir uns bei der Bewertung auf das Fachwissen unserer Berater. Bei unseren Projekten handelt es sich häufig um innovative Fassadengestaltungen, die nicht nur zur architektonischen Identität unserer Gebäude beitragen, sondern auch praktische Zwecke erfüllen, beispielsweise als Sonnenschutz bei Hitzewellen. Wir wollen Gebäude schaffen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch energieeffizient sind. Dieser ganzheitliche Ansatz für nachhaltiges Design ist für unsere Praxis von entscheidender Bedeutung. 

Wie sehen die Entwicklung der Branche unter Berücksichtigung von KI und neuen Technologien?

Lorenzo: Bei KI bin ich etwas zögerlich - ich finde es toll, bei bestimmten Aspekten unserer Projekte praxisnah zu sein. Was mich jedoch wirklich beschäftigt, ist der Prozess selbst, die Reise, die uns zu einem Projekt führt. Auch wenn wir keinen Wettbewerb gewinnen oder etwas abschließen, sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse von unschätzbarem Wert und tragen zu unserer Expertise für zukünftige Herausforderungen bei. Während KI in größeren Projekten letztendlich eine wichtige Rolle spielen kann, macht es die Komplexität unserer Arbeit zu einer Herausforderung, einer KI einfach Eingaben zu geben und von ihr zu erwarten, dass sie einen Entwurf erstellt. Unser Designprozess beinhaltet eine kontinuierliche Verfeinerung und Anpassung auf der Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse. Unsere Arbeit ist tief in einem kulturellen Kontext verwurzelt und erfordert ein Maß an Kreativität und Verständnis, das über einfache Ein- und Ausgaben hinausgeht. Es gibt ein Maß an Nuancen und Intuition, das von KI nicht reproduziert werden kann. 

Miriam: Ich stimme Lorenzo zu. Auch wenn die Technologie einen Punkt erreicht, an dem sie mit vielen Daten und Informationen umgehen kann, wird es im kreativen Prozess immer ein deutlich menschliches Element geben. Nehmen Sie zum Beispiel Filme. Während KI möglicherweise in der Lage ist, Filme zu produzieren, die technisch ausgereift sind und einer Formel folgen, ist es oft die Berührung eines talentierten Regisseurs oder Autors, die diese zusätzliche Schicht Menschlichkeit und Emotionen hinzufügt, etwas, das von Algorithmen nicht ganz reproduziert werden kann. Ich glaube, dass es immer Aspekte des Designs geben wird, die die Intuition, Kreativität und den Einfallsreichtum des menschlichen Geistes erfordern. Trotz all der Daten und Informationen, die uns zur Verfügung stehen, gibt es eine gewisse Inspiration, die von innen kommt und uns dazu führt, Entscheidungen zu treffen, die über Berechnungen hinausgehen. Und Lorenzo hat recht: Oftmals ist es der Prozess, der ein Projekt entstehen lässt, und nicht umgekehrt. 

Haben Sie einen Rat für jüngere Architekten, die neu in der Branche sind?

Miriam: Nun, erstens ist Geduld der Schlüssel. Der Beruf kann eine Herausforderung sein und erfordert oft ein Maß an Komplexität, das an Universitäten nicht vollständig gelehrt wird. Beim Übergang in die reale Welt werden Sie auf verschiedene Aspekte stoßen, die über das Design hinausgehen, einschließlich Kostenkontrolle und Projektmanagement. Es kann manchmal überwältigend sein, aber mit Geduld und Ausdauer werden Sie sich nach und nach an die Anforderungen dieser Branche gewöhnen. Darüber hinaus ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Flexibilität zu finden. Während Kontrolle unerlässlich ist, wird es Situationen geben, in denen Sie einen Teil der Kontrolle loslassen und sich schnell an die Umstände anpassen müssen. Auch Teamwork ist entscheidend. Architektur ist von Natur aus kollaborativ und kein Projekt kann von einer Person allein erfolgreich entwickelt werden, auch wenn man anders denkt. Für die berufliche Weiterentwicklung ist es unerlässlich, seinen Teamkollegen zu vertrauen und zu lernen, effektiv im Team zu arbeiten. 

Lorenzo: Drei Worte: Leidenschaft, positive Einstellung und Zusammenarbeit. Empfinden Sie echte Liebe für das, was Sie tun - das ist Leidenschaft. Nehmen Sie Herausforderungen mit Begeisterung an und gehen Sie jeden Tag mit der Bereitschaft an, zu lernen und zu wachsen - das ist eine gute Einstellung. Erfahren Sie, wie Sie mit anderen zusammenarbeiten, um den besten Output zu erzielen - das ist Zusammenarbeit. Indem Sie diese kultivieren, werden Sie die Komplexität der Architektur mit Belastbarkeit und Entschlossenheit meistern.